Die Vertebroplastie bedeutet übersetzt die Wiederherstellung einzelner Wirbel. Es handelt sich dabei um ein Operationsverfahren, bei dem durch Knochenzement gebrochene und eingefallene Wirbelkörper wieder aufgebaut und gefestigt werden. Hauptgrund für eine Vertebroplastie kann die Osteoporose sein.
Vertebroplastie bei Osteoporose
Mindestens sechs Millionen Deutsche leiden unter Osteoporose und die Zahl nimmt weiter zu, da die Menschen immer älter werden. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Durch körperliche Veränderungen während der Wechseljahre ändert sich der Hormonhaushalt und mit ihm der Calciumstoffwechsel und die Knochen werden schwächer. Es kommt zu Osteoporose. Besonders die primäre Form der Osteoporose ist ein häufiger Grund für die Durchführung einer Vertebroplastie. Diese Form entsteht ohne vorangehende Krankheit und erkennbare Ursachen.
So funktioniert die Vertebroplastie
Die Vertebroplastie ist ein Verfahren, mit dem sich gebrochene oder brüchige Wirbel bzw. Wirbelkörper mittels Knochenzement wieder festigen, aufbauen und stabilisieren lassen. Um den Knochenzement in den betroffenen gebrochenen Wirbel injizieren zu können, bringt der Chirurg eine Hohlnadel direkt in den Wirbelkörper ein. Der Knochenzement härtet schnell aus. Dadurch ist der gebrochene Wirbelkörper wieder aufgebaut und wird in Form gehalten. Die Operation stabilisiert nicht nur den Wirbelkörper selbst, sondern auch die gesamte Wirbelsäule.
Wann kommt die Vertebroplastie zum Einsatz?
Die Osteoporose ist ein Hauptgrund für eine Vertebroplastie, insbesondere dann, wenn konventionelle Therapien keine Besserung der Beschwerden mehr erzielen. Die Osteoporose kann sehr schmerzhaft sein. Besonders brüchige Wirbelkörper verursachen große Schmerzen und führen zu Einschränkungen im Alltag. Wenn ein Wirbel porös ist, wird er brüchig und instabil. Gleichzeitig gefährdet der beschädigte Wirbelkörper die gesamte Stabilität der Wirbelsäule und es besteht das Risiko, dass Knochenfragmente des porösen und gebrochenen Wirbelkörpers ihren Platz verlassen und umliegende Strukturen behindern und einengen.
Die Knochenfragmente können zum Beispiel auf das Rückenmark drücken. Dadurch entstehen vermehrt Schmerzen. Die eingeengten Nervenbahnen des Rückenmarks können auch zu neurologischen Ausfällen führen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Beeinträchtigungen der Motorik (Bewegung) oder um Störungen der Sensibilität (Gefühlswahrnehmung). Diese Symptomatik eines Wirbelbruchs führt zu erheblichen Beschwerden im Alltagsleben und bedarf einer umgehenden Behandlung.
Ein Wirbelbruch kann mittels Vertebroplastie behandelt werden.
Eine Vertebroplastie kann einen gebrochenen und porösen Wirbel zusammenhalten und stabilisieren. Dadurch besteht nicht mehr die Gefahr, dass das Rückenmark eingeklemmt wird und es zu neurologischen Ausfällen kommt. Zusätzlich kann die Stabilität der gesamten Wirbelsäule mittels dieser Operationsmethode wieder gesichert werden.
Die statischen Aufgaben der Wirbelsäule sind sehr wichtig. So ermöglicht die Wirbelsäule zum Beispiel den aufrechten Gang. Außerdem bietet sie eine sichere Schutzfunktion für das in ihr liegende Rückenmark und die innen liegenden Organe. Ein gebrochener Wirbel kann diese Funktionen der Wirbelsäule gefährden. Aus diesem Grund sollte bei Instabilität eines Wirbelkörpers über eine Vertebroplastie nachgedacht werden.
Die Vorbereitungen auf eine Vertebroplastie
Bei einer Vertebroplastie spritzt der Operateur Knochenzement in den betroffenen Wirbelkörper. Dort härtet der Knochenzement schnell aus und verbindet die einzelnen Knochenfragmente wieder miteinander. Dieser Eingriff ist nicht mehr rückgängig zu machen. Daher sollten Arzt und Patient die Entscheidung für eine Vertebroplastie sorgfältig treffen. Doch bei anhaltenden Schmerzen durch schwere Osteoporose oder bei neurologischen Ausfällen nach einem Wirbelbruch ist dieser Operationsmethode die letzte Lösung.
Bevor die Operation durchgeführt wird, hat der Patient eine klare Diagnose vorliegen. Dazu gehört die gründliche Befragung mit der familiären Vorgeschichte beim Facharzt. Hinzu kommen eine körperliche Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung im Labor, die Hinweise auf Erkrankungen geben kann. In den Ergebnissen zeigen sich erste Hinweise darauf, welche Grunderkrankung vorliegt oder ob mögliche Entzündungen im Körper stattfinden, die Schmerzen verursachen.
Erst dann überweist der Arzt den Patienten zu einem Radiologen, der ein bildgebendes Verfahren anwendet, um ein klares Bild von den Beschwerden zu kriegen und eine endgültige Diagnose zu geben. Als bildgebende Verfahren vor einer Vertebroplastie stehen Röntgenbilder sowie die Computer- oder Magnetresonanztomographie zur Auswahl.
Auf den aufgenommenen Bildern kann der Arzt jetzt die ursächliche Krankheit für die Beschwerden sehen und genau lokalisieren. Dadurch ist es möglich, den betroffenen Wirbelkörper für die Vertebroplastie zu benennen und die richtige Behandlungsmethode zu wählen. Da die Vertebroplastie unter einer örtlichen Betäubung stattfinden kann, ist keine weitere Vorbereitung für eine Vollnarkose notwendig.
Die Operationsmethode Vertebroplastie
Die Vertebroplastie findet seit ungefähr zwanzig Jahren Anwendung. Sie ist eine sichere OP-Technik, um brüchige Wirbel wieder zu stabilisieren, sowohl bei von außen verursachten Wirbelbrüchen, als auch bei solchen, die durch Osteoporose entstanden sind. Wenn der betroffene Wirbelkörper noch im Zusammenspiel mit der Wirbelsäule und den anderen Wirbeln wirkt und funktioniert, ist die Vertebroplastie eine gute Möglichkeit, um die Instabilität zu beheben und entstandene Schmerzen zu lindern.
Die Operation kann unter Röntgensichtkontrolle durchgeführt werden. Diese OP-Technik ist ein minimal-invasives Verfahren, das unter örtlicher Betäubung stattfinden kann. Für diesen Eingriff muss der Operateur nur kleine Hautschnitte setzen, um den betroffenen Wirbel zu erreichen. Durch diese kann er dann eine Hohlnadel eingeführen, durch die der Knochenzement gespritzt wird.
Die verwendete Hohlnadel muss einen verhältnismäßig großen Durchmesser aufweisen, damit der Knochenzement mit einem hohen Druck direkt in den betroffenen Wirbel injiziert werden kann. Der Knochenzement ist außerdem relativ dünnflüssig. So ist sichergestellt, dass er sich gleichmäßig um alle Splitter des brüchigen Wirbels verteilt.
Nach einer kurzen Zeit härtet er in dem behandelten Wirbelkörper wieder aus. In der Regel besteht der Knochenzement aus einer Art Kunststoff, der unter Wärmebelastung aushärtet. Nach der Operation ist der brüchige Wirbelkörper wieder stabil.
Knochenzement im Wirbelkörper nach der Vertebroplastie
Mögliche Komplikationen und Risiken der Vertebroplastie
Bei der Vertebroplastie injiziert der Operateur den benötigten Knochenzement direkt in den brüchigen Wirbelkörper. Gleichzeitig verteilt sich der Knochenzement um die einzelnen Teile des Wirbels. Der Wirbelkörper ist jetzt wieder stabil. Allerdings muss bei der Vertebroplastie ein dünnflüssiger Knochenzement genutzt werden, der mit hohem Druck injiziert werden kann. Nur so kann sich der Wirbelkörper wieder aufrichten.
Doch der dünnflüssige Zement und der große Druck verbinden sich zu einem Risiko der Vertebroplastie. Es besteht nämlich dadurch das Risiko, dass geringe Mengen des Knochenzements an dem betroffenen Wirbel vorbeilaufen und im umliegenden Gewebe verbleiben. Der Knochenzement kann dann Reizungen des Rückenmarks verursachen. Wenn er absorbiert wird, können zudem Reste über die Blutbahn in die Lunge gelangen. Dort kann der verschleppte Knochenzement eine Lungenembolie auslösen.
Des Weiteren besteht bei einem Eingriff an der Wirbelsäule auch die Gefahr einer Schädigung von Nervenbahnen, auch wenn dieses Risiko bei einem minimal-invasiven Eingriff wie der Vertebroplastie weitestgehend minimiert ist.
Nachbehandlung nach der Vertebroplastie
Die Vertebroplastie wird besonders häufig bei schweren Fällen von Osteoporose eingesetzt, wenn konservative Maßnahmen keine Linderung der Schmerzen mehr verschaffen können. Die Operation beseitigt den brüchigen Wirbel und kann dadurch starke Schmerzen lindern.
Doch durch die Operation wird die zugrunde liegende Ursache für eine bestehende Osteoporose nicht beseitigt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass auch nach dieser Operation die gleiche konservative Behandlung durchgeführt wird wie vor der Operation.
Dabei spielen besonders die medikamentöse Therapie und die Krankengymnastik eine wichtige Rolle. Beides hilft, die Beschwerden zu lindern. Gleichzeitig baut die Physiotherapie gezielt die Muskulatur auf, die an der Wirbelsäule sitzt und die großen Muskelgruppen des Rückens. Die Kräftigung führt dazu, dass die Muskulatur flexibel und dadurch die Wirbelsäule beweglich bleibt. Gleichzeitig schützt eine gestärkte Muskulatur den Rücken und kann die Wirbelsäule entlasten. Dadurch lastet nicht nur weniger Gewicht auf den Bandscheiben, sondern auch auf den Wirbelkörpern selbst, die möglicherweise von einer Osteoporose betroffen sind.
Das Weiterführen der medikamentösen Behandlung nach der Operation ist besonders wichtig, weil sie die Ursachen der Osteoporose behandeln kann. Die Medikamente greifen in erster Linie in den Calciumstoffwechsel ein, der für den Knochenauf- und -abbau eine wesentliche Rolle spielt. Denn ein gesunder Zellstoffwechsel des Knochens kann den Verlauf einer Osteoporose deutlich lindern.
Quellen:
- Basiswissen Chirurgie, Siewert, Springer-Lehrbuch, 2. Auflage, 2010
- Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2009
- http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Vertebroplastie.8540.0.html